6 Perspektivwechsel für mehr Spiritualität in deinem Alltag
Wie du wieder in die Verbindung mit Gott zurückfindest
Geschrieben von
Dr. Anne Pumperla6 Perspektivwechsel für mehr Spiritualität in deinem Alltag
Wie du in deine Verbindung mit Gott zurückfindest
Fragst du dich auch manchmal, wie du deinen Glauben mehr mitten in deinem Alltag leben kannst - so voll, chaotisch und trubelig der auch sein mag?
Ich glaube, wir alle kennen das nur zu gut, dass wir manchmal unsere Verbindung zu Gott, zum Göttlichen in uns und in unserem Leben einfach nicht spüren können,
dass sie vielleicht einfach vom Alltag überschwemmt wird...
Dann verlieren wir uns, wir verlieren das Wesentliche aus dem Blick, das worum es eigentlich geht,
wir verlieren den Boden unter den Füßen und geraten in diesen Strudel aus Funktionieren, Leisten, Dinge von der Liste abarbeiten, und sind am Ende nur noch am Rennen…
Kennste? Ich auch!
Hier sind 6 ganz schlichte Perspektivwechsel, die dir dabei helfen, wieder zurückzufinden und dich wieder zu erden in deiner Verbindung mit Gott. Denn die Sache ist natürlich: Gott ist immer, immer da, die Verbindung ist ja “nur” zugeschüttet…
1. Vom Leisten / Tun / Machen zum Empfangen
Dieser Punkt ist aus meiner Sicht der allerallerwichtigste - und wahrscheinlich auch der Schwierigste:
Unsere Spiritualität, unsere Beziehung zum Göttlichen, ist nicht etwas, was wir machen, sondern etwas, was wir empfangen, wofür wir präsent werden…
Weil es nämlich etwas ist, was die gesamte Zeit, immer schon da ist.
Es gibt die gesamte Zeit in uns diese Kraft von Frieden, von Vertrauen, von Mitgefühl, von Vergebung…
Unsere Seele, das Göttliche in uns, kommuniziert die ganze Zeit mit uns.
Wir müssen und dürfen uns nur immer wieder neu daran erinnern und ins Zuhören und Empfangen finden.
Diese Haltung des Emfpangens ist natürlich ungewohnt, gerade auch in der Gesellschaft, in der wir aktuell leben.
Und genau deshalb ist gelebte Spiritualität auch so wichtig und so heilsam:
Unsere Verbindung mit Gott müssen wir uns nicht erst verdienen.
Wir können aufhören zu rennen und uns abzumühen.
Wir sind schon da.
Dieser Schritt ist so wichtig (und immer wieder neu auch herausfordernd in einem spirituellen Leben), dass wir in der Journey bereits einen ganzen Kurs nur zu diesem Thema aufgenommen haben.
Dort habe ich verschiedene ganz kurze und auch längere Alltagsmeditationen aufgenommen, die jeweils dabei helfen, ganz leicht Loszulassen und in diese vertrauensvolle Haltung des Empfangens zurück zu finden.
Was du aber auch immer gut machen kannst: einfach ein kleines Atem-Mantra benutzen.
Damit findest du total unaufwendig und superschnell wieder ins Loslassen und Empfangen und wirst wieder wach für die Gegenwart Gottes:
Probier es doch direkt mal aus!
Atme ein - ich halte inne
Atme aus - ich empfange, was in mir ist
Atme ein - ich komme an in diesem Moment
Atme aus - Gott ist bereits da
2. Von der Quantität zur Qualität
Eng damit zusammen hängt der zweite Perspektivwechsel: dass es bei gelebter Spiritualität nicht um Quantität geht.
Also, keine Sorge, es braucht keinen weiteren Punkt, den du auf deine To-Do-Liste setzen musst,
und dieses ganze Leistungsdenken und sich vergleichen jetzt auch noch auf den Bereich der Spiritualität zu übertragen… 🙃
sondern es geht es darum, eine bestimmte Haltung einzuüben - inmitten des Chaos sozusagen.
Dazu gibt es einen Vers aus einem Psalm, den ich sehr mag, nämlich Psalm 127,1-2:
“Wenn nicht Gott das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.
Wenn nicht Gott die Stadt bewacht, wacht der Wächter umsonst.
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen,
denn Gott gibt es den Seinen im Schlaf.”
Es geht bei Spiritualität viel, viel mehr um diese Haltung, diese Haltung des Zuhörens, des Gottvertrauens, des Empfangens, und dem inneren Ausgerichtetsein auf die Gegenwart Gottes,
als darum, dass man eine Stunde früher aufsteht oder später ins Bett geht, um noch stundenlang zu meditieren oder in der Bibel zu lesen oder zu wochenlangen, teuren Retreats zu fahren,
nur um dann im Alltag doch wieder total gestresst zu sein.
Das Ziel ist es also nicht, irgendwelche krassen, bombastischen Erfahrungen einzubauen, oder stundenlang Zeit zum Meditieren frei zu schaufeln, und das dann auch wieder auf die Liste setzen zu müssen,
sondern es geht darum, das zu nehmen, was da ist und damit zu arbeiten.
Du kannst dich übrigens hier kostenlos auf unserer Ganz-Da-Plattform registrieren und dann schicke ich dir eine 2-Minuten-Stille-Meditation zu - genau für diese kleinen mittendrin-und-zwischendurch-Momente ❤️
3. Von Anderswo ins Hier und Jetzt
Unsere Verbindung mit dem Göttlichen in unserem Leben ist keine Ausnahme.
Es ist unser natürlicher Zustand.
Unsere Spiritualität ist das Normalste von der Welt.
Und das ist eine sehr christliche Perspektive, die wir genau so von Jesus lernen,
Jesus als das Urbild des Menschen, der uns daran erinnert, wer wir als Menschen in Wahrheit sind, und woher wir kommen,
dass wir Gotteskinder sind, Gottessöhne, Gottestöchter…
und zwar genau hier, genau jetzt.
Dass das Reich Gottes jetzt ist.
Bedeutet: Es geht immer wieder um genau diesen Moment, dieses Hier und Jetzt, mit allem, was zu diesem Hier und Jetzt dazu gehört.
Bedeutet auch: Anstatt von einer superfrommen Verbindung “nach oben” zu sprechen,
von diesem transzendenten, weltfernen Anderswo,
geht es vielmehr darum, hierher zu kommen, in diesen Moment, nach unten, auf den Boden, in dieses Hier und Jetzt,
und auch zurück zu dir selbst.
4. Myein: Von Außen nach Innen
Damit kommen wir zum vierten Punkt:
nämlich zu dir selbst zu kommen, von außen nach innen zu kommen.
Daher kommt der Begriff der Mystik, vom griechischen myein = die Augen schließen und nach innen hören oder schauen.
Und das kann man natürlich auf verschiedenen Ebenen denken.
Ich finde, der wichtigste Punkt dabei ist die Frage nach dem Maßstab und dem damit verbundenen Selbst-Vertrauen.
Also der Maßstab für das Heilige im eigenen Alltag und für die eigene Spiritualität:
der erste Maßstab ist nicht die Bibel, nicht irgendeine Dogmatik, nicht kirchenhistorische Argumente, oder was Theologe xy sagt,
sondern, der erste Maßstab, mit dem wir dann all diese anderen wertvollen Quellen anschauen können, ist in uns selbst,
unsere eigene Verbindung zu Gott, die wir in uns selbst erfahren.
Ich glaube, wir müssen, wir dürfen uns alle wieder ein bisschen frei machen davon, dass es diesen äußeren Maßstab gäbe - ohne unseren inneren Maßstab.
Ich sage nicht, dass es keinen äußeren Maßstab gibt, oder kein äußeres Kriterium, sondern, dass es immer erstmal über unsere eigene Deutung verläuft -
wir müssen unsere eigene Deutung riskieren und auch ihr vertrauen lernen -
und aus meiner Sicht ist das genau das Charakteristikum einer evangelischen Theologie, dass sie aufs Priestertum aller Gläubigen zielt.
Hier geht es wirklich um Selbst-Vertrauen im wörtlichen Sinne, also zu lernen, zu üben, zu praktizieren, auf deine eigene innere Stimme zu vertrauen
und von hier aus, mit dieser Brille dann zum Beispiel die Bibel zu lesen und zu deuten oder was auch immer.
Aber es beginnt in dir selbst, also erstmal geht es darum, nach innen zu kommen und das als Maßstab zu nehmen.
Und der Ort, wo wir dieses Heilige dann besonders gut wahrnehmen können, der ist ganz individuell, das kann in der Natur sein, in der Stille, beim Kochen, beim Joggen, beim Autofahren - oder auch im Gottesdienst…
5. Vom Produkt zum Prozess
Dazu gehört aber, ganz wichtig, auch der fünfte Punkt, nämlich: Spiritualität ist ein Weg, ein Prozess, kein Produkt.
Gelebte Spiritualität ist nicht etwas, womit wir jemals fertig werden, was wir uns irgendwie in die Tasche stecken können, was wir uns einmal aneignen,
oder was wir irgendwie perfektionieren können, sondern wir sind Menschen und das bedeutet auch, dass wir das eben immer wieder auch verlieren.
Wir vergessen diese Wahrheit immer wieder, diese Wahrheit, wer wir eigentlich sind und woher wir kommen und dass wir diese Kraft in uns haben und dass wir geführt und geleitet sind,
und wir rutschen immer wieder ab in dieses Kämpfenmüssen, in dieses Funktionieren, Machen, Leisten, Erreichen und wir gehen immer wieder in die Trennung.
Und auch das ist normal, auch das ist menschlich und gehört dazu,
also es geht hier überhaupt nicht darum, das jetzt abzuwerten oder selbstoptimierungsmäßig immer nur noch komplett mit Gott verbunden zu sein…
Sondern es geht um Metanoia = Umdenken, die Perspektive wechseln, Umkehren.
(Das ist übrigens die wörtliche, korrekte Übersetzung von dem, was in der Vergangenheit oft mit “Buße tun” übersetzt wurde (z. B. Matthäusevangelium 4,17).
Hier geht es um die Umkehr, immer wieder neu ganz liebevoll zurückzufinden,
also es geht um den Weg, um den Prozess, viel mehr als darum, damit jemals fertig damit zu sein…
Wenn dir das aktuell auch so geht, dann hör dir sehr gerne auch meine neue Meditation dazu an, die ich dir im Podcast aufgenommen habe:
Es geht nicht darum, die Dunkelheit oder die menschliche Erfahrung von Getrenntsein loszuwerden, sondern es geht darum, dich ganz liebevoll, immer wieder neu zu erinnern,
und deine spirituelle Anbindung bewusst einzuüben, zu praktizieren und zu pflegen und dich immer wieder neu daran auszurichten.
An der Liebe.
An dem, worum es eigentlich geht in diesem Leben und weshalb wir hier sind…
6. Von Selbstoptimierung zur Liebe / Nicht Mensch wird Gott, sondern Gott wird Mensch
Der christliche Weg der Erleuchtung ist der Weg der Verletzlichkeit.
Christliche Spiritualität geht notwendig in die Tiefe.
Wir können, wenn wir ehrlich sein wollen, nicht an der Oberfläche stehen bleiben,
sondern wir sind immer wieder neu herausgefordert, unser Herz weit zu machen und noch weiter zu machen und noch mehr zu lieben - egal was war.
Auch wenn uns das Angst macht.
Auch wenn wir uns dadurch verletzlich machen müssen.
Das ist letztlich der Kern der christlichen Spiritualität, die um diesen Gott kreist, der Mensch wird,
dass auch wir Menschen werden dürfen, und aber auch müssen,
und dass es nicht darum geht, Götter zu werden,
dass es nicht um Selbstoptimierung geht, nicht darum, das Ego loszuwerden, die Angst loszuwerden und so weiter.
Es geht nie darum, irgendwas auszuschließen und loszuwerden, sondern es geht immer wieder um eine liebevolle Integration.
Und das ist teilweise so anstrengend, aber das ist das, worum es geht.
Es geht darum, zu lieben und noch mehr zu lieben und unsere Herzen zu öffnen,
und auf der anderen Seite davon steht immer diese Angst, diese Mauer.
Und es geht hier um eine radikale Integration der Angst, und das ist auch meine persönliche mystische Deutung von dem Gebot der Feindesliebe (Lukasevangelium 6,27)
also, dass wir auch unsere inneren Feinde integrieren und lieben und das ist ein lebenslänglicher Prozess.
Der christliche Weg der Erleuchtung ist der Weg der Verletzlichkeit.
Das ist der Weg, unsere Herzen weit zu lassen, geöffnet zu lassen, nicht wegzusehen, die Augen nicht zu verschließen und vor allem unsere Herzen nicht zu verschließen, sondern ganz da zu sein… mit allem.
Und dabei werden wir permanent aus unserer Comfort Zone rausgelockt.
Wir müssen verletzlich sein, immer wieder und uns einlassen auf dieses Wagnis und das Ungewisse und das Unbequeme.
Denn sonst bleibt die “Spiritualität”, also die Beziehung zum Göttlichen oberflächlich…
“Wege zur eigenen Spiritualität - Finde dein Licht und lebe, wozu du hergekommen bist” heißt unser aktuelles Journey-Thema, mit dem wir uns jetzt für die nächsten 12 Wochen intensiv beschäftigen werden.
Denn das Ding ist: gelebte Spiritualität ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg, eine Methode, und einfach nur eine wunderwunderschöne Möglichkeit, um wirklich langfristig glücklich und erfüllt und zufrieden zu sein in unserem Leben.
Darum geht es.
Das ist das Ziel. Darum geht es bei Spiritualität und Glauben am Ende.
Dein Licht zu finden und zu leuchten und glücklich zu sein - nicht in einem oberflächlichen, äußerlichen Optimierungssinne -
sondern in dem Sinne, wirklich JA zu sagen und dieses riesige Geschenk, das dein Leben ist, wirklich anzunehmen und mit ganzem Herzen zu leben und mit deinem Leben weiterzugeben.